Bearbeitung

So vielfältig die Steine, so vielfältig die Bearbeitungsarten und die Ergebnisse.

Grundsätzlich wird immer vom Groben zum Feinen hingearbeitet. Je feiner die Bearbeitung, umso mehr tritt die Farbe, Struktur und Textur des Gesteins in Erscheinung. Die feinste Bearbeitung ist die Politur, da heißt:
Der Stein wird nicht lackiert, sondern so lange immer feiner geschliffen, bis er spiegelglatt glänzt.
Dass diese Arbeit nicht in 5 Minuten erledigt ist, leuchtet ein.

Hier die Erläuterung einiger Fachbegriffe:

keilenein großer Steinblock wird an der Linie entlang, an der er getrennt werden soll, im Abstand von mehreren Zentimetern eingebohrt, nicht durchgebohrt. Keile werden in die Löcher getrieben und abwechselnd angetrieben. Der Steinblock zerreißt dann entlang der Loch-Linie.
bruchraubeim Keilen entsteht eine bruchraue Fläche
gespaltender Stein wird an seiner natürlichen Spaltfläche zerteilt, indem breite Meißel aus schmalem Metall eingetrieben werden
gegattertein großer Steinblock wird im Gatter aufgesägt. Ein Gatter besteht aus einem Rahmen, in dem mehrere Sägeblätter nebeneinander im gewünschten Abstand (z.B. 2 cm) befestigt sind. Diese Sägeblätter zerschneiden den Block von oben bis unten durch Hin- und Herbewegung in mehrere, 2 cm dicke Scheiben, die man Unmaßtafeln nennt. Das Gatter hinterlässt typische Sägespuren in Linienform. Die Oberfläche ist dann
sägeraudie Oberfläche ist zwar eben, aber grob; einige Sägespuren sind sichtbar. Eine Blocksäge hinterlässt dagegen Spuren in Kreisform entsprechend des Sägeblattumfanges (wie eine Kreissäge)
geschurt oderdie gesägte Oberfläche wird mit einem groben Schleifstein geglättet
kreisförmige Schleifspuren sind sichtbar.
geflammtdie gesägte Platte wird mittels Flammen auf der Oberfläche erhitzt. Durch die verschiedene Erwärmung der unterschiedlichen Kristalle und Zwischenräume entstehen Spannungen, so dass die oberen Kristalle abplatzen, während die verbleibende Oberfläche fast „gesintert“ ist. Die Oberfläche ist grob rau und rutschfest.
geschliffen
oder
Diamanten geschliffen, fein geschliffen oder seidenmatt geschliffen. Die Schleifspuren eines jeden Schleifganges müssen beim Folgeschliff heraus geschliffen werden.
gebürstetmeist wird eine zuvor geflammte Oberfläche gebürstet. Dabei wird die Oberfläche tatsächlich mit abrasieven Bürsten (anstelle von Schleifsteinen) bearbeitet. Die scharfen Spitzen der geflammten Oberfläche werden damit handfreundlich geglättet.
stark gebürstetEine stärkere und feinere Bearbeitung ist auch dann noch möglich, durch weitere Bearbeitungsschritte erscheint die Oberfläche immer „weicher“.
poliertfeinste und letzte Stufe bei den Schleifgängen mit immer feineren Schleifkörnungen bis hin zum Polierfilz bis der Stein glänzt (nicht alle Steine sind polierfähig)
 

Jetzt haben wir also eine Unmaßtafel mit polierter Oberfläche. Diese Platten werden meist in großen Werken maschinell bearbeitet, kommen dann zu uns und werden zu Küchenarbeitsplatten oder Fensterbänken zerschnitten.

An den Schnittkanten – die jetzt sägerau sind – nehmen wir nun die gleichen Arbeitsschritte wie oben beschrieben von Hand vor, damit die Kante hinterher genauso poliert ist wie die Oberfläche.

Für große Bauvorhaben und die industrielle Grabmalherstellung werden die Steine auch vorwiegend weiter maschinell bearbeitet. Große Absatzmengen der Industrie machen für Serienanfertigungen die Anschaffung solcher programmierbaren Maschinen rentabel. Die Arbeit bleibt in der Vorgehensweise die gleiche.

Aber für die im Handwerk gewünschte Sonder- oder Einzelanfertigung versteht sich von selbst, dass eine Maschine für die Serienanfertigung fehl am Platz ist.
Der große Vorteil liegt in der Sonderanfertigung darin, dass eine Maschine besondere Effekte nicht arbeiten kann, denn die Maschine fühlt nicht, an welcher Stelle der Stein weicher oder härter ist. Ebenso wenig kann eine Maschine Übergänge herstellen, dazu fehlt ihr einfach das Gefühl. Und bestimmte Oberflächenbearbeitungen kann nur ein gelernter Steinmetz schön herstellen – wobei mit schön gemeint ist, dass es eben nicht maschinell serienmäßig aussieht.

Die verschiedenen Fachbegriffe hier aus der „von-Hand“- Bearbeitung:

bossierenherstellen einer bruchrauen Fläche durch Fäustel und Bossiereisen oder mit einem Bossierhammer, Oberfläche ist bossiert
spitzeneinebnen einer bruchrauen Fläche mit einem Spitzeisen in Bahnen, gespitzt
zahneneinebnen der gespitzten Fläche mit einem Zahnbeil oder Zahneisen, gezahnt
stockeneinebnen einer fein gespitzten Fläche mit einem Stockhammer (sieht aus wie ein Schnitzelhammer), gestockt
beilenglätten der Oberfläche mit einem Beil, Hiebe bleiben bewusst sichtbar, gebeilt
riffelnglätten der Oberfläche mit einem Riffeleisen, feine Hiebe erzeugen ein feines Muster, geriffelt
scharrierenglätten einer Oberfläche mit einem Scharriereisen, das Hieb an Hieb gesetzt wird, um ein Muster zu arbeiten, scharriert

Die Bearbeitung erfolgt mit den entsprechenden Werkzeugen entweder ganz von der Muskelkraft angetrieben oder mit Pressluft. Geschliffen und poliert wird mit Handmaschinen, kleine Ornamente werden aber auch mit Muskelkraft und Geduld mittels Schleifstein oder Schleifpapier in der Oberfläche fein bearbeitet.

Eine weitere Bearbeitung für eine andere Oberfläche:

Trommelnhier gibt es verschiedene Möglichkeiten. Kleine Platten bis max. 30 x 30 cm werden tatsächlich in eine Trommel gegeben und durchgerührt. Dabei sollen von den Platten tatsächlich die Kanten abspringen, die Plattenoberfläche wird willkürlich rau. Das ganz sieht dann sehr antik aus und fällt auch unter den Begriff „Used-Look“.
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